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Künstler im Cowboy-Club

Neben „Cowboys“ stieß vor allem das Thema „Indianer“ im frühen 20. Jahrhundert auf großes Interesse bei der Münchner Bürgerschaft.

Zu Anfang waren es Buffalo Bill mit seiner Wild-West-Show, der zweimal in München auf der Theresienwiese gastierte und natürlich Karl May mit seinen Romanen, die dieses Interesse schürten. Unmittelbar darauf folgten Völkerschauen, Zirkus-Veranstaltungen durch Storch-Sarrasani und Zirkus Krone und gaben dem Thema weiter Vorschub.

Auch der Cowboy-Club München 1913 e.V. hatten regen Anteil an dieser Entwicklung. So begann dessen Gründer Fred Sommer mit den damaligen Mitgliedern mit dem Aufbau einer kleinen, jedoch gut sortierten ethnologischen Sammlung.

Unterstützt wurde der Club bei diesem Bestreben von Patty Frank, dem damaligen Leiter des Karl-May-Museums in Radebeul sowie einiger Münchner Künstler aus der damaligen Zeit, z.B. Vittorio Güttner und Prof. Elk Eber. Die Herren wurden später zu Ehrenmitgliedern. Im Laufe der mittlerweile 112jährigen Vereinsgeschichte gesellten sich weitere Künstler um den Cowboy-Club, einige davon wurden ebenfalls zu Ehrenmitgliedern.

Der Bildhauer Vittorio Güttner

Geboren 1869, gestorben 1937, war er Mitglied und Ehrenmitglied im CCM, gelegentlich Schauspieler in den Isarwestern, ansonsten akademischer Bildhauer. Den größten Teil seiner Arbeiten widmete er dem Amerikanischen Westen.            

Besonders hervorzuheben sind aber seine Arbeiten für das Karl-May-Museum. Eines seiner letzten großen Werke, eine indianische Figurengruppe zum Panoramabild „Heimkehr von der Schlacht“ konnte er wegen seines frühen Todes nicht mehr vollenden. Sein Sohn Bruno Güttner, der ebenfalls ein begabter Künstler und Bildhauer war, vollendete mit dem Maler Prof. Elk Eber die restlichen Arbeiten im Sinne seines Vaters.

Heimkehr von der Schlacht

Sicher darf man nicht die künstlerische Zusammenarbeit der beiden Freunde Güttner und Elk Eber außer Acht lassen. Beide waren auch Sammler von indianischen Artefakten.

Winnetou-Büste von Güttner

Der Kunstmaler Prof. Elk Eber

Geboren am 18. April 1892, gestorben am12. August 1941, studierte Elk Eber Malerei an der Münchner Kunstakademie und lebte dann als Kunstmaler in München. Er war SA-Mitglied und erlangte insbesondere Bekanntheit durch NS-Propagandamalerei. Was in der Öffentlichkeit weniger bekannt ist: Eber gehörte zu den Münchner Künstlern, die sich wie Prof. Julius Seyler, der Bildhauer Güttner und der Fotograf Franz Xaver Lehner am Anfang des 20. Jahrhunderts in ihrem künstlerischen Schaffen mit dem Leben der Prärieindianer beschäftigten.

Im Juli 1929 gastierte der „Zirkus Sarrasani“ mit seiner Indianergruppe in München auf der Theresienwiese. Hier kam es zu den ersten Kontakten von Elk Eber mit dem Sioux Häuptling „White Buffalo Man“ aus der Pine Ridge Reservation, der mit seiner Indianergruppe im Tierpark Hellabrunn auftrat. Mit dabei der Fotograf Franz Xaver Lehner. Eber unterhielt anschließend regen Briefkontakt über Jahre hinweg mit einigen Indianern, wie mit „White Buffalo Man“.

Im August 1929 wurde Elk Eber im Kreise seiner Cowboy-Club Freunde in den Stamm der Cowboy-Club Sioux aufgenommen. Dabei erhielt er den Indianernamen „Chief Hehaka Ska“. Dieser Indianername passte zu ihm, da Hehaka in der Sprache der Lakota Wapiti Hirsch (Elk) bedeutete und das Wort Ska für die Farbe Weiß steht.

Von 1930 an war er immer wieder mit Arbeiten für das „Karl-May-Museum“ in Radebeul beschäftigt. Eber bemalte unter anderem die von Vittorio Güttner geschaffenen Indianerfiguren und fertigte zahlreiche Gemälde für das Museum an. Er war ein sehr guter Freund des Museumsleiters Patty Frank.

Zu seinem 25-jährigen Clubjubiläum am 23. April 1938 lädt der Cowboy-Club alle seine Ehrenmitglieder in das damalige Clublokal Josefshaus ein. Elk Eber stiftete dem Verein ein gezeichnetes Bild von „Sitting Bull“.

Im Juli 1939 zeigte Elk Eber seine umfangreiche Indianer Ethnographika Sammlung in einer Ausstellung im Völkerkundemuseum hier in München.

Besonders durch seine Verbindungen zu „echten Indianern“, zu Patty Frank vom Karl-May-Museum und die gute Freundschaft zu Fred Sommer, dem Gründer des CCM, genoss er großes Ansehen hier im Club und war Ehrenmitglied im CCM bis zu seinem Tode.

Das Staatliche Museum für Völkerkunde in München erwarb nach seinem Tode neben dem Cowboy-Club München, einige Objekte aus der Sammlung von Prof. Eber. Mehrere Teile erwarb das Ledermuseum in Offenbach wie auch andere Museen.

Für das zehnjährige Jubiläum des Karl-May-Museums malte Elk Eber im Großformat „General Custers letzte Schlacht“. Dieses Gemälde findet dort immer noch große Beachtung und gehört zu den sieben besten Darstellungen der „Custer Schlacht“ in Europa und den USA.

General Custers letzte Schlacht

Eine fotografische Kopie dieses großartigen Werkes ist im Clubheim des CCM ausgestellt. Nicht zu vergessen die einmalige Bildergalerie mit Porträtzeichnungen aus den Vorkriegsjahren, von allen damaligen Mitgliedern des Cowboy-Club München, von denen leider nicht viele den Krieg überlebt haben.

Der Kunstmaler Robert Lindneux

Robert Lindneux wurde am 11.12.1871 in New York geboren und studierte Malerei an den Akademien in Paris, Düsseldorf und München bei Franz Stuck. Ferner hatte er längere Aufenthalte in Berlin, Dresden und Budapest. Bereits sein Urgroßvater war aus dem Elsass in die USA ausgewandert.

Er war und ist einer der besten Maler für Darstellungen zu Themen aus der Einwanderungszeit im 20. Jahrhundert. Dazu kamen zahlreiche Portraitbilder von berühmten Indianer-Häuptlingen und deren Gegenspieler, wie General George Armstrong Custer, Kit Carson und einige andere.

Robert Lindneux liebte den amerikanischen Westen und lebte zeitweise als Cowboy, Trapper und Maler unter den Indianern. Die Oglalla Indianer ernannten ihn zum Ehrenhäuptling und gaben Lindneux den Namen „Good Eagle“ und „Der mit der Hand malt“.

Warum Lindneux 1938 nach Berlin kam, ist uns leider nicht bekannt, sicherlich aber um die frühere Wirkungsstätte aufzusuchen. Er fuhr bald darauf nach Dresden, um dort das „Karl-May-Museum“ in Radebeul zu besuchen. Vor allem aber um den damaligen Leiter des Museums Patty Frank zu treffen. Patty Frank war in seiner Jugend Artist und wurde bereits 1910 von dem berühmten amerikanischen Zirkus „Barnum & Baily“ engagiert. In späteren Jahren war er ein sehr guter Freund des Cowboy-Club München.

Eventuell bestand damals schon eine Verbindung von Lindneux zu Patty Frank und Buffalo Bill? Durch seinen Besuch bei Patty Frank entstand damals die einzigartige Verbindung zum Cowboy-Club München. Ende März 1938 besuchte Robert Lindneux das erste Mal den Cowboy-Club München. Nach einem Besuch bei Robert Höfler und Kurt Ulrich kam er mit Patty Frank zum 25.-jährigen Gründungsfest des Cowboy Club München. Danach wurde Robert Lindneux zum Ehrenmitglied ernannt.

Robert Lindneux bei seiner Aufnahme als Ehrenmitglied am 28. März 1938

Noch im Oktober 1938 wurde Robert Lindneux in die USA abberufen. Er versprach seinen Münchener Club-Kameraden bis Weihnachten wieder da zu sein. Aber er kam leider nicht mehr zurück nach München. Ob aus politischen oder gesundheitlichen Gründen? Wer weiß es.

Er verstarb nach einer großen Schaffensperiode am 24.11.1970 in Denver Colorado.

Der Schriftsteller Friedrich Freiherr von Gagern

Aber nicht nur bildende Künstler waren im Cowboy-Club zuhause, sondern auch Schriftsteller. Einer ist besonders hervorzuheben – Freiherr von Gagern – geboren am 26.6.1882. Nach Aussage von Bob Höfler, einem der ersten Mitglieder des Cowboy-Club München, war von Gagern ein umfassender Kenner des alten Westens der USA.

Ab 1936 war er des Öfteren im CCM um seine Erlebnisse zu schildern. Besonders seine Vorträge über die „Blackfoot-Indianer“ hatten es den Mitgliedern sehr angetan. Er erzählte über die Nöte und Gefahren der ersten Einwanderer in den großen Waldgebieten der USA und Kanada.

Er führte 4 Expeditionen durch. Sie begannen 1901 und dauerten über 2 Jahre, aufgeteilt auf 4 Zeitabschnitte zwischen 7 und 14 Monaten. Als Autor und Verfasser veröffentlichte er 1927 „Das Grenzerbuch“.

Für die Mitglieder waren seine Erlebnisse über das alte Siedlertum und die Treffen mit den Algonkin-, Athapasken und Salish-Indianer sehr interessant und lehrreich.

Besonders die Trapperfreunde im Verein profitierten von seinen Veröffentlichungen und Vorträgen. Von Gagern war eine außergewöhnliche Persönlichkeit und im Kreise seiner CCM – Freunde sehr beliebt. Er verstarb am 15.11.1947.

Der Fotograf Charles J.Belden

Charles J.Belden wurde 1886 in San Francisco geboren. 1909 schloss er sein Studium an der Massachusetts Institute of Technology ab.

Belden kaufte sich seinen ersten Fotoapparat um seine Europatour mit seinem Schulfreund Eugene Phelps zu dokumentieren.Der Höhepunkt dieser Reise war die Fahrt mit seinem 1908 Model Packard nach Russland. Seine Leidenschaft für die Fotografie prägte sein ganzes Leben.

Er arbeitete als Cowboy auf der L.G.Phelps Ranch in Wyoming und managte die legendäre Pitchfork Ranch in Meeteetse Wyoming bis ca. 1930. Viele seiner Fotos im Westen schoss er vom Rücken seines treuen Pony Pinky.

1957 erhielt er einen Auftrag von dem National Geographic Magazine über einen Bericht aus dem damaligen Yugoslavien. Unter anderem machte er Aufnahmen mit dem damaligen Diktator Tito.

Während seines Aufenthalts in Deutschland zwischen 1958 und 1960 war er häufiger Gast im Cowboy-Club München. Hier machte er auch Fotos von den CCM Indianern. Belden schrieb auch einen ausführlichen Bericht über den CCM mit dem Titel „Wigwams and Warbonnets in Bavaria”. Auf sein Clubabzeichen war das Ehrenmitglied Belden besonders stolz.

Der bekannte amerikanische Hutmacher „Stetson“ benannte einen „Montana Peak“ Hut nach Charles J. Belden. Belden verstarb 1966 in Florida.

Der Fotograf Franz Xaver Lehner

Dem Fotografen Franz Xaver „Caribou“ Lehner ist es zu verdanken, dass die Foto-Archive im Cowboy-Club, vor allem aus den zwanziger bis fünfziger Jahre so umfangreich sind. Er war ständig mit irgendeiner Kamera und einer seiner geliebten Pfeifen unterwegs.

Als guter Freund von Elk Eber war er mit seiner Kamera häufig bei dessen Portrait-Malereien anwesend und machte entsprechende Fotos. Er war bis zu seinem Tod 1963 Mitglied im Cowboy-Club München.                    

Seine geliebte Lederjacke (siehe Bild) blieb nach seinem Tod lange verschollen, ist aber neuerdings wieder aufgetaucht! In einem weiteren Artikel werden wir diese spannende Story bringen.

Der Kunstmaler Max Oliv

Geboren am 19. Mai 1930.

Der Kunstmaler Max Oliv, geboren am 19. Mai 1930 in München, hat ebenfalls seine Arbeiten dem Westen der USA gewidmet.

Seine Landschaften sind mystisch und realistisch unter dem Thema „der Mensch ist der Natur untergeordnet“. Seine Farben sind voller Intensität, ungemischt nebeneinandergesetzt. Die unendlichen Weiten sind spürbar und zeigen eine stille, intime Welt.

Max Oliv veranstaltete Einzel- und Gruppenausstellungen in München, Italien und in den USA. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist er ein hervorragender Indianer-Kenner und Sammler indianischer Ethnographikas.

Von 1964 an war Max Oliv 13 Jahre lang Vorstand hier im Cowboy-Club-München. In dieser Zeit hat Max Oliv mit seinem enormen Fachwissen und seinen guten Beziehungen nach USA und verschiedenen Indianer-Reservationen dafür gesorgt, dass das Cowboy-Club-Museum durch weitere gute Ausstellungsstücke vergrößert wurde.

Max Oliv war Ehrenmitglied im Cowboy-Club München und war dank seiner schier unermesslichen Unterlagen federführend an der Erstellung der Club-Chronik beteiligt.

Der Artikel wurde von unserem Ehrenmitglied Herbert „Billy“ Köpf anlässlich unseres 100-jährigen Jubiläums verfasst und von Gerhard Lack und Rainer Funke redaktionell überarbeitet.